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SYMPTOMBESSERUNG MIT "ORGONOMISCHER ERSTER HILFE"
Morton Herskowitz, D.O.
The Journal of Orgonomy vol. 1/1&2, 1968 The American College of Orgonomy
Die einfache Tatsache, daß emotionale Störungen einen Großteil der klinischen Symptomatologie ausmachen, wird heute allgemein vom informierten Teil der medizinischen Welt anerkannt. Jene von uns, die Orgonomie praktizieren, wird täglich mehr bewußt, daß es neben diesen von der klassischen Psychiatrie als "psychosomatisch" etikettierten Krankheiten kaum eine Erkrankung gibt, die kein emotionales Korrelat besitzt, vielleicht mit Ausnahme jener Zustände, die direkt aus physischen Traumata, Umwelteinflüssen und Ansteckungen hervorgehen. Aber selbst bei Ansteckungen sollten die emotionalen Faktoren nicht außer Acht gelassen werden, weil sie mit dem Zustand der körperlichen Abwehrkräfte zusammenhängen.
In der Orgonomie wird der Patient als ein Organismus betrachtet, durch den Energie fließt. Symptome weisen auf eine Unterbrechung dieses energetischen Flusses hin. Behinderungen des Fließens gehen auf die Panzerung zurück. Sie sind sowohl ein emotionaler als auch ein physiologischer Prozeß. Um den Patienten von seinen belastenden Symptomen zu befreien, wird die Panzerung angegangen und der Energiefluß wiederhergestellt.
Da die Panzerung alle strukturellen Schichten durchdringt, betrifft dies auch die körperlichen Symptome. Das Symptom kann Ergebnis einer oberflächlichen Panzerung sein. Ein derartiges Symptom ist durch einen therapeutischen Eingriff leicht zu beeinflussen, so daß die Heilung wie ein "Wunder" wirkt. Das Symptom kann aber auch Folge einer Panzerung in den Tiefen der Struktur sein. Bevor ein solches Symptom aufgelöst werden kann, müssen alle oberflächlicheren Schichten eingehend orgon-therapeutisch bearbeitet werden, was manchmal eine Sache jahrelanger Therapie sein kann.
Es ist möglich, einen Patienten auch von schweren Symptomen zu entlasten, ohne die Charakterstruktur in einem größeren Ausmaß mit einzubeziehen. Es kann aber auch sein, daß sich der Patient einer tiefgreifenden charakterlichen Umstrukturierung unterziehen muß, bevor die störenden Symptome der Behandlung weichen. Oder es ist zwar eine zeitweilige Linderung einer leichteren Symptomatologie möglich, doch solange die darunterliegende Struktur unangetastet bleibt, verpanzert sich der Patient erneut, so daß die Symptome unvermeidlich zurückkehren. Wie Tief eine Therapie zu gehen hat, kann nur nach dem individuellen Fall entschieden werden.
Gewiß, es gibt auch therapeutische Mißerfolge. Für einige Patienten ist das Angstgefühl schlimmer als das Symptom, so daß sie ihre Motivation verlieren. In anderen Fällen setzt die Befähigung des Therapeuten dem Erfolg grenzen, sei dies aus Mangel an Einsicht oder anderen persönlichen Beschränkungen. Aber das zeugt von den Schwächen der individuellen Struktur des Therapeuten und nicht der Methode.
Ein Wort über Symptome im allgemeinen: Wenn ein Patient in Therapie kommt mit einer gut bestätigten Diagnose einer lokaler Entzündung des letzten Abschnitts des Dünndarms (Krummdarm), eine Resektion des Darms bereits durchgeführt wurde und an eine weitere gedacht wird, weil Röntgenbilder eine Verengung der Verbindung der neu zusammengefügten Darmenden zeigen, haben wir es zweifellos mit einem Symptom zu tun. Wenn die Therapie den Schmerz lindert und den Durchfall beseitigt, so daß ein chirurgischer Eingriff überflüssig wird, besteht ebenfalls kein Zweifel, daß man es mit einem Erfolg der Therapie auf der Ebene der Symptome zu tun hat. Wenn jedoch ein Patient in der (orgonomischen) Therapie entdeckt, sich trotz intensiver Reizung nicht übergeben zu können und dies nach Auflösung der Blockierung frei tun kann, betrachtet er dies gewöhnlich nicht als Besserung eines Symptoms. Wenn nach einigen Monaten, in denen die Energie im vorher verengten Brustkorb frei hineingeflossen ist, eine Patientin eine beträchtliche Vergrößerung ihrer Brüste bemerkt, ist sie vielleicht über diese kosmetische Verbesserung erfreut, doch ist kaum anzunehmen, daß ihr Hausarzt den kleinen Busen als Symptom irgendeiner Störung betrachtet hätte.
Um zu illustrieren, wie mit dem orgonomischem Ansatz manchmal eine schnelle und effektive Symptombesserung erreicht wird, werden die folgenden klinischen Fälle vorgestellt.
Eine 36jährige Patientin klagte über Depressionen, Weinkrämpfe, Verdauungsprobleme und Anorexie. Die Symptome dauerten seit einem Monat an. Die Patientin hatte neun Jahre zuvor eine depressive Episode gehabt, als ihr Ehemann beim Militär war. Des weiteren erzählte sie, daß sie in den letzten Monaten aufgehört habe, sich mit anderen Menschen auseinanderzusetzen. Auf der Liege wirkte sie "ausgebrannt" und resigniert. Es traten keine spontanen Bewegungen auf und sie wollte an sich nur in Ruhe gelassen werden. Es lag eine starke Panzerung in der Kehle, in den Schultern und im Brustkorb vor.
Um an die in ihrer verkrampften Kehle gefangenen Emotionen heranzukommen, bat ich die Patientin zu schreien. Sie reagierte mit einem sehr leisen Wimmern. Wiederholte Versuche brachten nichts als ein leises Wimmern zutage, obwohl sie sich große Mühe gab zu schreien.
Manchmal, wenn eine Panzerung benachbarter muskulärer Segmente vorliegt, fördert der Ausdruck unterdrückter Gefühle gleichzeitig in beiden Segmenten eine umfassendere Reaktion, als wenn die Segmente einzeln angegangen würden. Deshalb bat ich die Patientin, zu schreien und gleichzeitig auf die Liege zu schlagen, um den Krampf in der Muskulatur ihres Halses überwinden zu können. Auf diese Weise konnte sie sich etwas mehr gehen lassen und die Schreie wurden lauter.
Eine Woche später war eine eindeutige Verbesserung zum ersten Besuch festzustellen. Sie erzählte mir, zwei Tage lang dauernd geweint zu haben und daß sich ihr Appetit und ihre Laune nach der Sitzung verbessert hätten. Ihr Verhalten auf der Couch war an diesem Tag wesentlich lebendiger. Sie schlug und schrie kräftig und hielt diese Emotionen nicht länger zurück.
Bei ihrem dritten Besuch berichtete sie, daß sie sich "ausgezeichnet" fühle, worauf sie aus der Therapie entlassen wurde. Ihr Hausarzt, der sie mir überwiesen hatte, und der sie während ihrer Depression erlebt hatte, meinte, das Ergebnis käme "einem Wunder gleich".
Eine so schnelle Heilung ist nur möglich, wenn die Panzerung oberflächlich und nicht chronisch ist. Allerdings kann auch eine leichte Panzerung Symptome hervorrufen, die mit Schmerzen und Einschränkungen verbunden sind wie bei den Symptomen tiefer Panzerung. Deshalb wird die Auflösung oberflächlicher Panzerung manchmal von der Linderung von Symptomen begleitet, die den Patienten sehr mitnehmen.
Eine 28jährige Patientin kam in Therapie, da sie über Bauchschmerzen klagte, die nach röntgenologischer Prüfung als Pylorospasmus diagnostiziert worden waren. Sie litt außerdem unter Herzklopfen. Ihre gastro-intestinalen Leiden dauerten nun seit drei Jahren an. Bis zum Einsetzen ihrer Magen-Darm-Probleme sei ihr Geschlechtsleben "befriedigend" gewesen, doch seien seitdem ihre sexuellen Bedürfnisse zurückgegangen. Trotzdem sei ihr Eheleben sehr befriedigend.
Als sie auf der Couch lag, wirkte sie abgehärmt. Sie hielt den Nacken steif, ihre Extremitäten waren kalt, sie sprach mit leiser Stimme und war außer Stande zu schreien, statt dessen machte sie mit aufgerissenem Mund und verengter Kehle ein hilfloses Gesicht. Wegen ihrer offensichtlichen Ausdruckshemmung in der Kehle und da die oberflächliche Muskulatur des Nackens angespannt und hart war, konzentrierte ich mich zunächst auf ihren Halsbereich. Die verkrampfte Muskulatur wurde immer wieder fest gedrückt, aber sie ertrug diese schmerzhaften Interventionen stoisch und wimmerte anfangs nur leicht. Mit fortgesetzten Attacken stieß sie jedoch nach und nach schwache erstickende Töne aus. Als sie sich in ein lautes Weinen steigerten, entspannte sich ihr Brustkorb. Die nun freie Bewegung des Brustkorbes wurde von starken Hungergefühlen begleitet.
Bei ihrem nächsten Termin berichtete sie, während der letzten Woche zwei Pfund zugenommen zu haben, nachdem sie dazu über Jahre hinweg unfähig gewesen sei. Sie fühle sich, "als sei sie von einer Last befreit". In den Tagen nach ihrer Behandlung hatte sie Übelkeit verspürt, was sie ängstigte, weil sie schon immer Angst vor Würgen und Erbrechen hatte. Sie hatte die ganze Woche darüber gegrübelt, daß sie nicht hatte schreien können.
In den folgenden sechs Wochen reagierte sie auf jeden irritierenden Eingriff zunächst mit einem Wimmern ("Gleich werde ich böse! Ich mag es nicht, unter Druck gesetzt zu werden!") und dann mit Weinen. Es fiel ihr mit der Zeit immer leichter zu weinen und infolge auch feindseligen Regungen durch Brüllen und Knurren Ausdruck zu verleihen. Durch Schlagen, Kratzen und Schreien konnte sie Schultergürtel und Arme immer mehr in den Ausdruck von Feindseligkeit einbeziehen. Das läutete das Ende ihrer offensichtlicheren körperlichen Symptome ein.
Am Ende der Sommerferien schrieb mir die Patientin einen Brief, aus dem ich zitieren möchte:
Der Sommer schritt voran und auch ich entwickelte mich weiter, doch stehe ich völlig unerwartet einer unangenehmen Situation gegenüber. F. (ihr Ehemann) wollte mir einreden, daß eine Fortsetzung der Therapie doch nur 'meinem Vergnügen' diene und er von der ganzen Sache nicht überzeugt sei. Haben die Leute nicht eine merkwürdige Vorstellung von 'Vergnügen'? Zwar fühle ich mich weitaus besser als im letzten Jahr, mit Sicherheit aber nicht gut genug, um nun aufzuhören. [Die Patientin entwickelt Pläne, wie sie das Geld für ihre Therapie selbst verdienen kann.] Lustigerweise hätte ich ohne die kurze Therapie nie die Energie oder den Mut aufgebracht, um arbeiten zu gehen. Diese Pointe ist F. entgangen.
Die nächste Patientin, 35 Jahre, leidet seit 16 Jahren an Schmerzen in Händen und Knien, seit acht Jahren auch im unteren Rückenbereich. Beim ersten Mal mußte ich zur bettlägerigen Patientin gehen. Ihre Schultern, Ellbogen, Hände, Schenkel, Knie, Füße und ihre Wirbelsäule, insbesondere im Bereich des Nackens und der Lenden, waren sehr berührungsempfindlich und schmerzten bei Bewegung. Außerdem war die Patientin sehr ängstlich und angespannt.
In der Kindheit hatte sie unter rheumatischem Fieber gelitten, obwohl keine Herzgeräusche auszumachen waren. Mit 19 hatte sie eine Nierenbeckenentzündung gehabt, dann setzten die Gelenkschmerzen an Händen und Knien ein, gefolgt von denen in der Wirbelsäule nach der Geburt ihres Kindes. Die Patientin war immer sexuell frigide gewesen. Bis zu einer Intervention von seiten ihres Arztes war sie sogar unfähig gewesen, auch nur passiv die geschlechtliche Umarmung über sich ergehen zu lassen. Auf der Couch lag sie sehr verkrampft da, mit gekreuzten Armen und Beinen. Sie klammerte sich mit ihren Händen ununterbrochen ans Laken und zerrte an ihm. Im Warteraum strickte sie immer.
Röntgenaufnahmen von Wirbelsäule, Schultern, Händen und Knien zeigten eine geringfügige hypertrophe Osteoarthritis bei den Wirbeln C-5 und 6, D-8, 9 und 10 und L-3 und 4 und an beiden sakroliakren Gelenken. Es gab keinerlei Anhalt für Arthritis von Schultern, Knien oder Händen, jedoch eine leichte Verengung der mesialen Hälfte beider Kniegelenke.
In der ersten Sitzung machte ich sie darauf aufmerksam, wie steif sie ihren Hals hielt und wie angespannt und verbissen ihr Ausdruck sei, insbesondere im Unterkiefer. Nur gegen großen Widerstand konnte ich ihren Unterkiefer bewegen. Sobald ihr Kiefer geöffnet war, übte sie den gleichen Widerstand dagegen aus, ihn wieder zu schließen. Eine Wiederholung dieser Prozedur reichte aus, sie zeitweise zum Weinen zu bringen. Es folgte die Behandlung ihrer steifen Halsmuskulatur, was zu einem mehr oder weniger ungehinderten Weinen führte, gefolgt von einer Entspannung des Brustkorbes.
In den folgenden Wochen gelang es der Patientin, zornige Grimassen zu schneiden und trotz ihrer bis dahin verkrampften Gesichtsmuskulatur zu beißen und zu knurren. Zunächst schlug sie auf die Couch offensichtlich nur ein, um mir einen Gefallen zu tun, doch dieses Schlagen füllte sich zunehmend mit der Energie ihrer latenten Feindseligkeit und Arme und Schultern begannen sich frei zu bewegen. Aber auch nachdem die Patientin es dazu gebracht hatte, einigermaßen frei zu schlagen, kam es immer noch zu starken Angstreaktionen, als sie versuchte zu kratzen. Doch auch das überwanden wir und die Patientin fing an, mit tiefer Befriedigung zu kratzen.
Am Ende jeder Therapiesitzung trat eine offensichtliche Besserung ihrer Symptome auf, aber innerhalb etwa eines Tages kehrten die Schmerzen zurück. Am Ende der sechsten Sitzung berichtete sie jedoch, eine ganze Woche komplett ohne Schmerzen verbracht zu haben.
Die Patientin konnte dennoch weiterhin tiefempfundenen Zorn nicht ausdrücken. Immer wenn ich sie aufforderte, ihrer Feindseligkeit nicht nur oberflächlich Ausdruck zu verleihen, sondern mit zornigen Augen, bekam sie Angst. In den folgenden Wochen konnten diese Probleme jedoch überwunden werden. Bei ihrem 15. Besuch war die Patientin über mehrere Wochen hinweg schmerzfrei geblieben und hatte bewiesen, daß sie sich im Umgang mit Menschen behaupten konnte.
Sie wurde erneut geröntgt, aber obwohl sie symptomfrei war, wurden keine wesentlichen Veränderungen festgestellt. Die Therapie wurde mit dem Hinweis abgeschlossen, daß sie zurückkehren möge, wenn wieder Gelenkschmerzen aufträten. Sieben Monate später schrieb sie in einem Brief:
Und nun zu meinen Gliederschmerzen – ich habe damit überhaupt keine Probleme mehr. Nur der Schmerz in der Wirbelsäule ist geblieben, aber nur, wenn ich mich über etwas besonders ärgere. Sobald ich mich beruhigt habe, verschwindet er. Ich hatte keine weiteren Röntgenuntersuchungen. Es interessiert Sie vielleicht, daß ich fünf Kilo zugenommen habe, von damals 53 auf nun 58 kg.
Eine andere Patientin, 33 Jahre alt, kam wegen ihrer seit fünf Jahren andauernden Magen-Darm-Symptome in Therapie. Sie klagte über allmorgendliche Schmerzen im Unterleib, die bis zum Mittag andauerten. Um ihre seit Jahren bestehenden Beschwerden zu lindern, hatten Chirurgen sie diverser Eingriffe unterzogen (Oophor-, Cholecyt- und Blinddarmektomie). Mehrere Male wurde eine Abhängigkeit von Analgetika diagnostiziert. Sie hatte selbst festgestellt, daß wenn immer sie vor Schmerzen weinte, diese verschwanden, aber das geschah unregelmäßig. In ihrer Kindheit war sie streng bestraft worden, wenn sie weinte, und jetzt fiel ihr das Weinen schwer.
Sie war eine traurige Frau mit offensichtlicher Panzerung im Hals-, Zwerchfell- und Bauchsegment. Sie neigte dazu, sich auf der Behandlungscouch einzurollen und sich hin und her zu wiegen. Das Bearbeiten ihrer Halspanzerung, das von Schreien und Weinen begleitet wurde, löste ihre Bauchschmerzen sofort auf und brachte eine Flut von Anklagen gegen ihre Mutter hervor. Nachdem wir soweit gekommen waren, tauchten jedoch wegen dieses Bekundens von "Respektlosigkeiten" neue Schwierigkeiten auf. Ihr soziales und religiöses (katholisches) Gewissen wurde durch eine die Wurzeln erschütternde innere Revolution schwer in Mitleidenschaft gezogen. Wir diskutierten das ganze mit Geduld und Vernunft.
Nachdem die Schuldgefühle gegenüber ihrer Mutter gelindert waren, konnte die Patientin ihrer Unzufriedenheit über den Ehemann Stimme verleihen. Ihre Eheprobleme wurden eingehend besprochen.
Während der folgenden Termine hatte die Patientin große Problem zu weinen und ihre Wut herauszuschreien, denn das hatten ihr einst nicht nur die Eltern verboten, sondern in einer Erziehungsanstalt sei ihr für ein derartiges Verhalten angedroht worden, sie mit Fesseln zu fixieren.
Nach vier Sitzungen war die Patientin für eine ganze Woche symptomfrei und strich gegen meinen Rat die folgenden Termine. Dieser Zustand hielt einen Monat an, doch nach Eheproblemen kehrten die alten Symptome zurück. Sie erschien wieder zur Therapie. Nach der zweimonatigen Pause war die schwere Panzerung in Nacken und Rumpf wieder da und die Patientin litt erneut unter starken Schmerzen. Versuche, die Panzerung zu lösen, hatten innerhalb von drei Sitzungen großenteils Erfolg. Dadurch, daß sie den in ihrem Hals- und Brustpanzer gebundenen Frust und Zorn zum Ausdruck brachte, konnte sie die Muskulatur in diesen Bereichen allmählich entspannen und die Energie konnte sich befreien. Die Patientin war wieder komplett schmerzfrei. Doch nun entschied sie sich, ihre Therapie so lange fortzusetzen, bis sie in einem Ausmaß umstrukturiert sein würde, das sie gegen einen Rückfall absichert.
Eine Patientin von 37 Jahren kam wegen Bronchial-Asthma in Therapie. Die Anfälle hatten mit 18 angefangen. Seit dieser Zeit war sie in ärztlicher Behandlung, hatte durch die Medikamente aber nur sehr wenig Linderung bei den einzelnen Anfällen erfahren.
Die Patientin machte einen verhärmten und niedergedrückten Eindruck. Sie war am ganzen Körper verkrampft, insbesondere im Nacken und zwischen den Schulterblättern. Sie war das einzige Familienmitglied, das nicht geheiratet hatte, so daß sich alle Fürsorge der Eltern auf sie richtete. Die Eltern hielten ihr ständig vor Augen, daß sie nicht geheiratet hatte, legten ihr aber subtile Hindernisse in den Weg, wenn ein Mann Interesse an ihr zeigte. Immer wenn sie mit ihrem Schicksal haderte, erinnerten sie die Eltern an die Opfer, die sie auf sich genommen hätten, das viele Geld für Medikamente, die Arztbesuche, etc.
Während des ersten Termins hatte sie einen asthmatischen Anfall. Zunächst widerstand sie einem schmerzhaften Drücken auf ihre Schultern und auf den Bereich zwischen den Schulterblättern. Als sie dann schließlich unter Schluchzen nachgab, verschlimmerte sich ihr Keuchen, doch als das Weinen freier wurde, verschwanden zu ihrer großen Überraschung die Bronchialkrämpfe.
Sie erzählte, daß ihr Keuchen bei schweren asthmatischen Anfällen nachließ, wenn sie es schaffte, mit offener Kehle und gelöster Brust ungehemmt zu weinen. Manchmal, wenn sie ohne Anzeichen eines Anfalls zur Therapie erschien, lösten zunächst die ersten Versuche zu weinen ein schweres Keuchen aus, doch verschwand dieses, wenn das Weinen freier aus ihr herauskam.
Mit fortschreitender Behandlung wurde der Patientin bewußt, daß die Funktion ihrer Panzerung letztendlich eine Abwehr sexueller Strömungsempfindungen war. So sehr sie sich auch darum bemühte, größere Intimitäten durch Männer zuzulassen, erlaubte ihr die Mauer aus Panzerungen doch nur frigide Beziehungen. Diese Schwierigkeit wurde durch die allmähliche Auflösung ihrer Panzerung in den unteren Segmenten überwunden. Die Patientin verliebte sich, erlebte die wärmste Beziehung ihres Lebens und heiratete schließlich. Die Therapie wurde kurz danach beendet. Derzeit ist sie seit einigen Jahren frei von Asthma-Anfällen.
Eine sich an den Symptomen ausrichtende Therapie ist bei einigen in Verruf geraten. Eine nicht in die Tiefe gehende Behandlung wird als fragwürdiger Kompromiß betrachtet. Jedoch müssen wir ohnehin unsere "vollständige" Therapie ständig mit Kompromissen durchführen. Wir sehen uns beispielsweise gezwungen, uns mit überholten Sexualeinstellungen oder mit rigiden, neurotischen Eltern von Kindern und Heranwachsenden zu arrangieren. Der Schlüssel zum Eingehen eines Kompromisses liegt in unserer Haltung. Wenn ein Orgonom sich der Behandlung einer Blockierung der Kehle derartig widmet, daß er zum Spezialisten für die Panzerung der Kehle wird, würde er mit Sicherheit sich und die orgonomische Wissenschaft kompromittieren. Wenn er aber andererseits die Kehl-Blockade löst und dann den Patienten entläßt, weil dieser möglicherweise eine tieferreichende Therapie nicht durchhalten könnte, hätte der Orgonom weder sein Gewissen noch seine Methode kompromittiert. Solange sich der Therapeut bei der Behandlung eines Symptoms ständig vor Augen hält, daß die Panzerung in der Tiefe mit einer orgastischen Hemmung verknüpft ist, und den Patienten entsprechend behandelt, erweist er ihm einen Dienst, den dieser vielleicht nirgends sonst erhalten kann. Außerdem mehrt der Therapeut sein Detailwissen und demonstriert die Richtigkeit der orgonomischen Krankheitslehre.
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